Das Generalabonnement der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) – kurz GA genannt – ist ein Dokument, das zum unbeschränkten Fahren mit der Eisenbahn berechtigt. Mag sein, was will, mag kommen, was wolle, mit dem GA dürfen wir immer fahren. So weit und so lange wie wir Lust haben.
Im Eishockey hat eine ausländische Lizenz die gleiche Bedeutung wie ein GA bei der Eisenbahn. Mag sein, was will, mag kommen, was wolle: Wenn ich eine ausländische Lizenz habe, darf ich immer spielen. Auch wenn ich der schwächste meines Teams bin. Ein gutes Beispiel ist Biels finnischer Verteidiger Ville Pokka. Er ist offensiv und defensiv eine Nullnummer: Nach wie vor kein Tor, bloss drei Assists und die mieseste Plus/Minus-Bilanz aller ausländischen Verteidiger der Liga (-8).
Ein Schweizer mit diesem Leistungsausweis würde auf die Tribüne gesetzt und der Sportchef wäre um einen Transfer zu einem anderen Klub bemüht. Aber auch gegen Kloten durfte Ville Pokka wieder ran. Wie immer. Mit schier unfassbaren 19:50 Minuten Eiszeit. Und natürlich war er erneut eine Nullnummer: Kein Tor, kein Assist und eine Minus-Bilanz. Er hat halt das GA. Eine ausländische Lizenz.
Auch Kloten hat einen miserablen ausländischen Verteidiger. Lucas Ekestahl-Jonsson. Nach 9 Partien ist seine Plus/Minus-Statistik (-4) eine bedenkliche und offensiv ist auch er eine Nullnummer: Ein einziger Assist. Als Schwede ist er im Besitze eines GA. Aber anders als bei Biel berechtigt das GA in Kloten nicht zum Einsatz, mag sein, was will, mag kommen, was wolle. Cheftrainer Gerry Fleming setzt ihn in Biel nicht mehr ein. Kloten tritt nur mit drei ausländischen Feldspielern an.
Für die schwedische Nullnummer kommen mit David Reinbacher (zurück aus dem Camp mit Montréal) und Mika Henauer (vom SCB leihweise übernommen) zum Zug. Reinbacher ist Österreicher mit Schweizer Lizenz, Henauer beim SCB in Ungnade gefallen. Zum ersten Mal seit Einführung der Playoffs (1986) hat ein Coach den Mut, einen kerngesunden ausländischen Spieler, der sich keine Eskapaden neben dem Eis geleistet und nicht gegen den Trainer rebelliert hat, nicht aufs Matchblatt zu setzen. Ausländische Spieler sind zwar schon oft auf die Tribüne verbannt worden, aber dann konnten sie durch einen anderen Ausländer ersetzt werden. Gerry Fleming aber verzichtet freiwillig auf die Nomination eines spielfähigen ausländischen Feldspielers ohne ihn durch einen anderen Ausländer ersetzen zu können.
Klotens Sportchef Larry Mitchell kommentiert die ganze Angelegenheit unaufgeregt: «Einmal ist immer das erste Mal. Wir haben genug Verteidiger und der Coach hat so entschieden.» Will Kloten Lucas Ekestahl-Jonsson nun wegtransferieren? «Sein Agent kennt die Situation und kann mich anrufen. Dann reden wir darüber.» Wird er den Schweden im Falle eines Falles durch einen ausländischen Verteidiger oder Stürmer ersetzen? «Wenn es so weit sein sollte, müssten wir die Situation prüfen. Wahrscheinlich würden wir einen Verteidiger verpflichten.»
So müsste es sein: Die ausländischen Spieler unterliegen dem Leistungsprinzip wie die Schweizer auch. Wenn die Schweizer besser sind, muss ein Ausländer auf die Tribüne und das Ausländer-Kontingent wird halt nicht ausgeschöpft. Die Leistung zählt. Und sonst nichts. Punkt. So gesehen sind die Klotener Trendsetter mit Vorbildfunktion für die ganze Liga.
Den Sieg in Biel haben die Zürcher redlich verdient. Biel zelebriert einmal mehr unkonzentriertes, aber unterhaltsames «Spengler Cup-Hockey»: Eine Niederlage bei einem kuriosen Torschussverhältnis von 39:24. Mit einer spektakulären Dominanz im Schlussdrittel (23:6 Torschüsse). Die Differenz: die Klotener spielen präziser und schneller. Nahezu perfekt. «Spengler Cup-Hockey» mit defensiver Struktur und Biss. Mit nur drei ausländischen Feldspielern (Ang, Aaltonen, Ojamäki). Biel setzte fünf ein (Pokka, Yakovenko, Olofsson, Rajala, Sallinen).
Biels Sportchef Martin Steinegger wird eher früher oder später sein Ausländerproblem lösen müssen. Sonst bekommt er ein Trainerproblem. Er sagt: «Die Frage, ob wir ein Trainerproblem haben, ist unfair.» Es sei doch klar, dass er den Trainer unterstütze. Hält inne und räumt ein: «Aber bei den aktuellen Resultaten muss ja diese Frage kommen …»
Biels Petri Matikainen und Klotens Gerry Fleming sind beide neu in der National League. Beide sind fast gleich alt (Matikainen mit 56 ein Jahr älter). Beide stehen in den grossen Schuhen von Vorgängern, die aus gesundheitlichen Gründen das Traineramt aufgeben mussten (Antti Törmänen, Jeff Tomlinson).
Beide haben den Ruf, Schmirgelpapier-Kommunikatoren zu sein. Beide gehörten vor der Saison bei den Prognosen, welche Coaches zuerst gefeuert werden, zu den meistgenannten Kandidaten. Nun haben beide in 10 Spielen gleich viele Punkte geholt. Für Kloten sind 12 Punkte in der für einen Aufsteiger schwierigen zweiten Saison ein bäumiges Resultat. Für Biel als Vorjahresfinalisten ein enttäuschendes.
Der wichtigste Unterschied: Für Gerry Fleming sind Namen und Ausländerlizenzen nur Schall und Rauch. Nur die Leistung zählt. Er hat den Mut, das GA zu ignorieren. Petri Matikainen hatte bisher noch nicht die Courage, nach dem Leistungsprinzip zu coachen und sein Landsmann Ville Pokka kann dank seinem GA auf dem Eis tun und lassen, was er will, ohne dass es bisher Konsequenzen hatte. Er ist mit grossem Abstand Biels schlechtester Verteidiger und hatte bisher trotzdem pro Partie am meisten Eiszeit (22:06 Min.) und auch im Powerplay die grösste Präsenz.
Dafür sass gegen Kloten mit Luca Christen ein grosses Talent erneut auf der Tribüne und Yanick Stampfli – ein weiteres grosses Talent – bekam nicht eine Sekunde Eiszeit. Das ist im Grunde absurd. So riskiert der Coach, der dafür die alleinige Verantwortung trägt, dass bei der Beurteilung seiner Position eher früher oder später das Resultatprinzip zum Zuge kommt. Martin Steinegger sagt in der ihm eigenen Gelassenheit in schwierigen Situationen: «Ein Trainer-Problem sehe ich bei uns noch nicht. Unser Coach hat sich einst in der KHL bewährt, ich denke, er ist ziemlich krisenfest …»
Aktuelle
Note
7
Ein Führungsspieler, der eine Partie entscheiden kann und sein Team auf und neben dem Eis besser macht.
6-7
Ein Spieler mit so viel Talent, dass er an einem guten Abend eine Partie entscheiden kann und ein Leader ist.
5-6
Ein guter NL-Spieler: Oft talentierte Schillerfalter, manchmal auch seriöse Arbeiter, die viel aus ihrem Talent machen.
4-5
Ein Spieler für den 3. oder 4. Block, ein altgedienter Haudegen oder ein Frischling.
3-4
Die Zukunft noch vor sich oder die Zukunft bereits hinter sich.
Die Bewertung ist der Hockey-Notenschlüssel aus Nordamerika, der von 1 (Minimum) bis 7 (Maximum) geht. Es gibt keine Noten unter 3, denn wer in der höchsten Liga spielt, ist doch zumindest knapp genügend.
5,2
09.22
5,2
09.23
5,2
01.24
Punkte
Goals/Assists
Spiele
Strafminuten
Er ist
Er kann
Erwarte
Das erste mal, dass ich Stoneys Meinungs nicht teile... Wir haben ein Trainerproblem und der Typ gehört entlassen! Der Stilbruch zu Antti war ein Versuch wert aber es ist kaum mitanzusehen wie die Arbeit von 6 Jahren in ein paar Monaten zerstört wurde..
Letzte Saison war man lediglich nahe dran.